Jahr 1935
Irgendwann um die Jahresmitte, Papa hatte sich geschäftlich gemoppelt, zogen wir von der Ronda del General Mitre in eine neue, größere Wohnung um, aber deren konkrete Lage (eben oberhalb der Diagonal) kann ich nicht mehr erinnern oder ermitteln, erinnere nur noch, dass die Wohnung einen schönen, großen Erker (Glasveranda) hatte. Wir waren da relativ nahe der damaligen Deutschen Schule, das weiß ich. Echt erinnern tue ich mich eigentlich nur noch, dass ich mich in diesem letzten Schuljahr in Barcelona (1935/1936) von einem Ängstlichkeitskomplex befreite, denn ich ließ mich leicht hänseln und einschüchtern. Beim Rollschuhlauf, im Schulhof, wollte mich wieder einmal ein etwas älterer Klassenkamerad ärgern, aber ich bekam da einen Wutanfall und verprügelte den Jungen. Danach hatte ich Ruhe vor Quälgeistern und später war ich eher wagemutig und forsch gegen Dritte, wenn es sein musste und in meinem mich selbst betreffenden Handeln auch.
Und nun, in der Folge, die zurückerinnerten, ins Gedächtnis zurückgerufenen und mit Eingangs erwähnten Hilfestellungen aufgebauten BESONDEREN EREIGNISSE und FERIEN/URLAUBE der "50 JAHRE" von 1936 bis 1985, mit Anhang. Das Ganze "jahrbuchartig", da nicht tagebuchartig, zusammengefasste Erleben ist natürlich ein Konzentrat, aus dem Hunderte oder Tausende von schönen und traurigen, eigene oder andere betreffende, Erlebnisse herausfiltriert werden könnten, aber "im Sinne des Erfinders" lasse ich stehen, was ich handschriftlich zusammengestellt habe.
Jahr 1936
BESONDERE EREIGNISSE: (in der Folge B/E): 18. Juli, Ausbruch Spanischer Bürgerkrieg. Im Oktober, Mama und wir drei Kinder Flucht aus Barcelona nach Deutschland. Erst nach Dachau (Fechter-Haus, Münchenerstrasse, 55), Kurzschulbesuch in Dachau, knapp 3 Monate. Im Dezember übersiedeln nach Königswinter am Rhein, Karlos und ich Heim-Schule "Haus Frauenrast" und Mama und Nena Hotel. Papa erst jetzt aus Barcelona eingetroffen, musste Heim und Geschäft liegen lassen, nur kurzfristig, um gleich bei der Kriegsmarine zu reaktivieren und dann nach (national) Spanien zur damaligen Legion Condor zurückzukehren (Legion Condor bis 1938 = Salamanca, Burgos und San Sebastian).
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FERIEN/URLAUBE: (in der Folge F/U): Juli-August in Darnius, dort Ausbruch des Bürgerkrieges, aber im Dorf keine dramatischen Ereignisse. In Darnius waren nur Mama und wir drei Kinder, Karlos und ich besuchten sogar einige Wochen lang die dortige Dorfschule.
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Jahr 1937
B/E:
Bis Juli waren wir, Mama und wir 3 Kinder, in Königswinter. Ich durfte, als Hitlerjugend-Pimpf, Adolf Hitler auf dem "Drachenfels" empfangen (in der Reihe natürlich). September bis Oktober waren wir in Hamburg, in einer miesen Pension "Bauer" ("harte Henne", das Essen war fatal). Wir hatten damals keinen Schulbesuch, aber viele Besuche bei Menzell-Schuldt-Verwandten. "Abuelita", Enriqueta Casasus Barris, aus Berlin kommend, vereint sich wieder mit Mama und Kindern. Im Oktober: Schiffsreise auf Dampfer "Hundseck" von Hamburg nach Sevilla (Anlaufen und Besichtigungen von Oporto und Lissabon). Außer Nena und mir waren alle seekrank, "Abuelita" kurierte sich mit Bier!. Ab November wohnten wir in von Papa gemieteter, großen Villa in Sevilla/Heliopolis und wir Kinder wurden in die dortige Deutsche Schule neu eingeschult. Wir erlebten in Sevilla einige Bombardierungen der "roten" Luftwaffe. Papa war nur kurz in Sevilla, praktisch. um uns dort in Empfang zu nehmen, dann verließ er uns nach Salamanca und Burgos.
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F/U:
Im August in Timmendorferstrand (Ostsee), wohin auch Oma Menzell, Helene Menzell und Tante Klara Menzell kamen. Ich holte mir eine Mittelohrentzündung, musste zum Schwimmen eine Badekappe tragen und wurde mit einem Mädchen verwechselt!
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Jahr 1938
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F/U:
Juli/August in Punta Umbria (Huelva) in gemietetem Doppelhaus direkt am Strand. Ich erinnere herrliches Baden bei Meeresleuchten, in der Nacht und alle nackend (welch ein Unterschied zu wenig später in San Sebastian).
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Jahr 1939
B/E:
Weiterhin, bis Spätsommer, in San Sebastian, dann Umzug nach Madrid. Ende des Spanischen Bürgerkrieges im Juli 1939, Francisco Franco Bahamonde wird endgültig zum Diktator Spaniens (40 Jahre), hält aber Spanien weitgehend aus der Katastrophe des 2. Weltkrieges heraus. Vater besucht Barcelona, von unserer Wohnung war praktisch alles gestohlen, was irgendwie noch Wert hatte. Im Oktober waren wir dann in Madrid. Papa als 2. Marineattache an der Deutschen Botschaft, damals Korvettenkapitän.
Wir Kinder wurden in die wiedereröffnete deutsche Schule Madrid eingeschult. Es begann viel HJ (Hitler Jugend)-0rganistation auch in Madrid, der wir uns nicht entfernt halten konnten und auch nicht wollten (es war damals eben so, obwohl weder Papa noch ich je der NSDAP angehört haben, später nannte man so was "Mitläufer"). Wir wohnten in Calle Cuesta, 15 in schöner Doppelvilla mit großem Garten. Am 1. September brach der 2. Weltkrieg aus.
F/U:
Die Sommerferien verbrachten wir praktisch in San Sebastian, mit vielen Fahrten durch das Baskenland und auch Abstechern nach Südfrankreich, insbesondere Biaritz, wo die herrlichsten Weißbrote eingekauft wurden und wir lernten, dass Melone mit Schinken eine herrliche Vorspeise ist.
Ende September waren wir kurzfristig, schon via Madrid, in DARNIUS, unsere engere Familie und Oma Menzell als Nachbürgerkriegsbesucherin. Unser "Can Joli" - Haus in Darnius war damals weiterhin äußerst primitiv, ohne Badezimmer, fließend Wasser, etc., aber obwohl wir, auch wir Kinder, damals recht. verwöhnt waren (angehende sogenannte "Diplomaten"), waren es sehr schöne Tage, ich glaube es waren acht. In Papas nagelneuem Mercedes, der DIE Show von Darnius war, wurden viele Fahrten unternommen.
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